Elisenstift

Sophie Elise Spitta geb. Karll verfügte 1874 in ihrem Testament,
dass mit ihrem Erbe einzelne Frauen in Rostock unterstützt werden sollen (u.a. die Tochter von Prof. Strempel)
und dass der Rest ihres Vermögens an die Stadt Rostock gehen sollte für eine dort einzurichtende Elisenstiftung.
Zweck der Stiftung sollte es sein, unverheiratete oder verwitwete Erzieherinnen und Lehrerinnen,
die mindestens 30 Jahre alt waren und in Mecklenburg wohnten, mit 300 Mark im Jahr zu unterstützen.
Als Gegenleistung sollte das Grab der Stifterin auf dem Friedhof in Rostock aus den Mitteln der Stiftung gepflegt werden.
Das erfolgte nachweisbar noch 1929. Schon 1875, noch vor der endgültigen Errichtung der Stiftung, lagen so viele Bewerbungen vor, dass über eine Zeitungsannonce darum gebeten wurde, noch abzuwarten, bis feststeht,
wieviel Geld überhaupt ausgegeben werden kann. Dazu sollte erst noch die Auktion aller Besitztümer erfolgen.
Ausgewählt wurden Frauen nach ihren schriftlichen Bewerbungen durch Abstimmung der Stiftungsleitung.

Eine der Frauen, die über lange Jahre hinweg,
von 1942 bis mindestens 1964, Geld bekommen hat, ist Frl. Helene Stegemann.
Von ihr sind sowohl Bittbriefe als auch Dankesbriefe in großer Zahl erhalten.

Helene Stegemann ist eine frühere Privatlehrerin, die 1942 in der Wossidlostr. 13 in Gehlsdorf wohnte.
Nachdem 1942 eine der von der Stiftung begünstigten Frauen verstorben war,
wurde deren Anteil für Frl. Stegemann bewilligt. Von den Bittbriefen und Dankesbriefen,
die diese in den nächsten 25 Jahren geschrieben hat, haben sich viele erhalten.
So schrieb sie z.B. 1947 einen Dank für die erhaltenen 80,- Mark verbunden mit der Frage
„kann ich auch mit dem Rest zu den bisherigen 300,- Mark rechnen oder sind die schönen Zeiten vorüber für immer?“
Und 1949 „Ich bin so dankbar für jede Summe (sie hatte 60,- Mark erhalten) und will bestimmt mich nicht beschweren.
Es ist nur heute für ältere Leute sehr schwer durchzukommen, zumal ich keinerlei Rente bekomme.“
Später erhält sie 124,- Mark Rente, braucht die Zuwendungen aus der Stiftung aber weiterhin für Sonderausgaben
(im Winter Feuerholz und Lagerkartoffeln).
Noch 1964 schreibt sie eine Bitte um schnelle und frühere Zahlung der Zuwendung,
da die Kartoffeln im HO gerade günstig seien, der Preis aber später auf 1,80 Mark das Kilo steigen solle.
Helene Stegemann ist ein gutes Beispiel dafür,
dass die Stiftungen unabhängig vom herrschenden System nach besten Mitteln Bedürftige unterstützten.

Brief Helene Stegemannaus